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DSi-Rezension: Star Trek Enterprise Staffel 2 auf Blu-ray (HD)

Enterprise Staffel 2
In der zweiten Staffel von Enterprise sind die Phaser im Dauereinsatz. Foto: (c) Paramount Pictures

Halbzeit bei Enterprise: Mit der zweiten Staffelbox liegt jetzt die Hälfte der Serie auf Blu-ray vor. Und einmal mehr begeistern die Beigaben mit offenen Einblicken in die Entstehungsgeschichte und das Scheitern dieser von vielen verkannten fünften Star Trek-Serie.

Von Malte Kirchner 

Vorwort

Herrschte in der ersten Staffel von Enterprise noch Aufbruchstimmung, begab sich die Serie in der zweiten Staffel auf der Suche nach einem Profil. Zwar gab es allerhand gute Episoden. Der Quotendruck stieg jedoch und in den USA darf die Koppelung an den Paramount-eigenen Sender UPN geradezu als leidvoll bezeichnet werden. Denn schlimm genug, dass es eine gewiße Star Trek-Müdigkeit gab, vermochte auch der Sender die Serie nicht zu tragen, da er selbst mit mangelnder Akzeptanz zu kämpfen hatte.

Das Zurückholen des Raumschiffs zur Erde gleich einer Art Neustart der Serie.

So ist es in zweierlei Hinsicht eine Maßnahme großer Symbolik, dass am Ende der zweiten Staffel die Enterprise zurück zur Erde beordert wurde. Zum einen fühlten sich viele Zuschauer an den TNG-Borg-Zweiteiler Best Of Both Worlds erinnert, wo die Enterprise-D ebenfalls zur Erde zurückflog, und wonach der ganz große Erfolg der Serie einsetzte. Bei Enterprise ging dieses Kalkül freilich nicht auf.

Zum anderen markierte der Rückflug das Ende des Konzepts der ersten zwei Jahre. Mit den Xindi wurde eine mächtigere Bedrohung geschaffen, die trotzdem ein glückloser Versuch blieb, Enterprise mehr Quote einzubringen. Hier fühlte man sich ein wenig an Voyager erinnert, wo die Produzenten mit Einführung der Borg in der vierten Staffel ebenfalls einen Versuch unternahmen, der Serie zu einem größeren Quotenerfolg zu verhelfen. Nach weiteren zwei Staffeln war Schluss mit Enterprise.

Lohnt es sich also, auch diese zweite Staffel auf Blu-ray zu kaufen? Dies wollen wir im folgenden analysieren.

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Die Episoden

Die zweite Staffel Enterprise beginnt mit einem Knaller, nämlich der Fortsetzung des Zweiteilers Die Schockwelle, in dem Archer aus der Zukunft heraus die Geschehnisse in der Gegenwart korrigiert, und sie endet mit einem Knaller (Die Ausdehnung), nämlich dem ersten Auftauchen der Xindi, jener mysteriösen Spezies, die nach allerlei Kleinkonflikten eine echte Bedrohung für die Erde einläutet.

Dazwischen bekommen es die Zuschauer mit allerlei Episoden zu tun, die Höhen und Tiefen der Serie markieren. Regeneration etwa, ein Wiedersehen mit den Borg, die aus dem TNG-Film First Contact stammen und auf der Erde munter los assimilieren, um sich in Richtung Deltaquadrant aufzumachen. Warum sie ihr übles Tun auf der Erde nicht einfach fortsetzen und flüchten, bleibt dabei rätselhaft. Die Folge polarisierte aber vor allem deshalb, weil sie an einigen Stellen mit der Kontinuität der Serie brach. Das erste Zusammentreffen in TNG war plötzlich unplausibel, da es ja durchaus Aufzeichnungen über Vorgehen und Aussehen der Borg gegeben haben musste.

Ein großer Spaß ist auch die Folge Erstflug, in der Archers Vergangenheit mit dem Erstflug im Warp-5-Programm beleuchtet wird. Neben der schauspielerischen Leistung erfreute Enterprise seine Zuschauer dabei auch immer wieder durch die Weltraumszenen, die in Perspektive und Detailreichtum neue Standards setzten. Andererseits gibt es auch Folgen wie Das Minenfeld, eine relativ langatmige Charakterhandlung, die so holzig wirkt, dass sich der Zuschauer am Ende fragt, ob er nicht besser hätte vorspulen sollen.

Und damit ist auch schon eines der größten Probleme der zweiten Staffel beschrieben, die sich aus vielen einzelnen geschlossenen Folgen zusammensetzte, deren Handlungen nicht vor und zurückschauten – sei es serienübergreifend, manchmal aber auch innerhalb der Serie. Anfang der 2000er Jahre waren andere Serien da schon viel weiter. Sie erprobten neue Erzählformate und vor allem spielte der rote Faden eine größere Rolle. Warum Enterprise den erfolgreichen Ansatz aus Deep Space Nine verwarf, bleibt rätselhaft. Es könnte damit zu tun haben, dass in sich geschlossene Folgen einen leichteren Einstieg in die Serie ermöglichen und Enterprise – auch aufgrund des schwachen Senders UPN – kein großes Stammpublikum hatte. Tatsächlich war der lückenhafte rote Faden, der vor allem durch die Zeitreisegeschichten zusammengehalten wurde, ein Handicap der Serie.

Doch die zweite Staffel von Enterprise sollte an dieser Stelle auch nicht unnötig schlecht geredet werden – dies tun schon die Macher zu genüge (siehe Extras). Das Problem von Enterprise war es ein Stück weit, dass die Serie kein stabiles hohes Niveau erreichte, so wie es TNG spätestens ab der 4. und DS9 ab der 3. Staffel erreichte. Dieser Logik folgend, ist die zweite Staffel von Enterprise nicht für das Scheitern der Serie verantwortlich. Es wurde allerdings andererseits auch verpasst, die Weichen dafür zu stellen, dass die Serie ab der 3. bzw. spätestens 4. Staffel dieses hohe Niveau, das hier vielfach durchblitzt, konstant hält.

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Die Blu-ray-Fassung

Als jüngste aller Star Trek-Serien sollte es bei Enterprise eigentlich am einfachsten sein, sie für das HD-Zeitalter fit zu machen. Die Realität zeigt, dass es genau umgekehrt ist. Die digitale Technik, die Anfang der 2000er-Jahre zum Einsatz kam, erreicht in der Neubearbeitung eher ihr Maximum als die guten alten analogen Filmrollen wie zu TNG-Zeiten. Für Qualitätspuristen ist das eine schlechte Nachricht. Denn nicht nur, dass die DVDs schon eine gute Qualität boten: Die HD-Fassung verbessert das Bild nicht so sehr wie bei TNG.

startrek_enterprise_cover2Nach Veröffentlichung der ersten Staffelbox von Enterprise gab es mancherorts Kritik an Helligkeit, Farben und Schärfe der Aufnahmen. Egal, wie man zu der Kritik steht, ist in der zweiten Staffel durchaus eine Verbesserung im Bild erkennbar. Das freut natürlich den Betrachter, denn dafür kauft man sich ja die HD-Fassung schließlich. Erfreulich ist, dass durch die Blu-ray-Fassung Details noch besser sichtbar werden, wie etwa die Golden Gate Bridge, die durch die kleinen Fenster im Sternenflottenhauptquartier zu sehen ist. Auch die vielen kleinen Schalter auf der Brücke kommen schön zur Geltung.

Bei den Effekten fällt die Bewertung abermals zweigeteilt aus. Das Plus an Schärfe und Details kommt natürlich auch hier positiv zum tragen, da in Enterprise sehr aufwändig produzierte Effektszenen gezeigt werden. Hier sei nur beispielhaft die Entschärfung der Mine auf der Außenhülle des Raumschiffs genannt. Auch beim Cliffhanger am Ende der Staffel erfreut der Detailreichtum. Leider wird durch die zusätzliche Schärfe aber auch deutlich erkennbar, dass die Effekte am Computer entstanden sind. In diesem Bereich  sind in den vergangenen zehn Jahren noch einige Fortschritte erzielt worden, an die Anfang der 2000-er Jahre nicht zu denken war. Manchem mag es kurios erscheinen, dass TNG als ältere Serie in punkto Effekten vielfach besser aussieht. Doch der Vergleich hinkt, da bei TNG auf Modelle gesetzt wurde, die jetzt – im HD-Zeitalter – von unschätzbarem Vorteil sind. Aber wie gesagt: Die Effekte in Enterprise sind vielfach facettenreicher.

Wer über ein entsprechendes Soundsystem verfügt, kann auch die Audiospur buchstäblich in höchsten Tönen genießen. Die normale Stereo-Spur lässt allerdings auch nichts zu wünschen übrig.

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Die Extras

Bei einer Serie, die technisch schon so weit fortgeschritten war, ist der Qualitätssprung zwischen DVDs und Blu-rays nicht so erheblich wie etwa bei Star Trek: The Next Generation. Für viele potenzielle Käufer  stellt sich die Frage nach dem Mehrwert. Wer schon die DVDs besitzt, mag die Investition scheuen. Umso bedeutsamer ist die Zugabe ansprechender Extras. Zwar legen darauf nicht alle Käufer Wert und es bleiben unter dem Strich Beigaben. Doch schon in der ersten Staffelbox zeigte sich, dass das Bild des klassischen Extras überholt ist. Statt Hurra-Stimmung in den Interviews ist der neue Trend eine kritische Reflexion. Für alle, die sich auch für die Arbeit hinter den Kulissen interessieren, ergeben sich dadurch spannende neue Erkenntnisse.

Statt Hurra-Stimmung in den Interviews ist der neue Trend eine kritische Reflexion.

Die zweite Staffel steht dem in nichts nach. Besonders hervorzuheben ist hierbei das rund eineinhalbstündige Gespräch mit der Schauspieler mit Produzent Brannon Braga, langjähriger Produzent und heute – augenscheinlich – einer seiner schärfsten Kritiker. Braga imponierte schon in der ersten Staffelbox mit dem Einräumen von Fehlern und einer sehr offenen Beschreibung der Umstände, unter denen die Serie entstand.

Das neue Gespräch geht sogar noch darüber hinaus. Braga äußert sich zum Serienfinale, das ein großer Streitpunkt zwischen ihm und Archer-Darsteller Scott Bakula war. Es geht aber auch um die Frage, inwieweit Paramount bzw. der TV-Sender UPN Einfluß auf die Serie nahm. Braga vermisste auch ein wenig mehr Mut, sagt er heute. Andererseits habe auch er festgestellt, dass Enterprise mit einem Jahrzehnt Abstand plötzlich mehr Wertschätzung entgegen gebracht wird. Wäre es nicht nur ein schöner Gedanke, stünden Braga und die Schauspieler für eine Fortsetzung der Serie sofort zur Verfügung. Interessant ist an diesem Extra aber auch das Kennenlernen der unterschiedlichen Charaktere. Scott Bakula als TV- und Filmprofi nahm am Set nahezu eine Vaterrolle ein. John Billingsley (Phlox) ist auch nicht auf dem Mund gefallen. Was manchen erstaunen dürfte, erscheint Jolene Blalock (T’Pol) ziemlich schüchtern, obwohl ihre Rolle während der Serie eine der bedeutsamsten war.

Der Reigen der Extras setzt sich fort mit drei weiteren HD-Produktionen, die sich unter anderem der Entwicklung der Serie in der zweiten Staffel und den Schauspielern widmen. Auch hier zeigen sich Braga und  Schauspieler wie Billingsley ausgesprochen kritisch gegenüber der Serie. Es wird erneut deutlich, dass sich die Kreativen durch Vorgaben eingeengt fühlten, dass sie Mut vermissten und einiges sogar bereuen.

Daneben gibt es ein Wiedersehen mit bereits veröffentlichen Beigaben, Audiokommentare und herausgeschnittene Szenen, so dass insgesamt wieder viel Zeit für Extras eingeplant werden kann.

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Vorschauvideo

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Fazit

Einmal mehr hat CBS mit der zweiten Staffelbox von Enterprise ein Produkt abgeliefert, das Fanherzen höher schlagen lässt. Angefangen mit der Außenverpackung, die mit einem schönen Design und einer wunderbaren Haptik aufwartet, bis hin zu den HD-Extras, die einen ganz neuen Zugang zu dieser leider etwas ins Hintertreffen geratenen Serie bieten.

Mögen Qualitätspuristen auch nicht wunschlos glücklich sein, so wird sich der normale Fan über die größere Detailtiefe und Schärfe der Bilder freuen. Die Beigaben sind ein echter Mehrwert – heben sie sich doch deutlich von früheren Hurra-Extras ab.

Alleine der Preis passt nicht so recht ins Bild. 63 Euro sind nicht wenig, zumal Qualitätsverbesserungen, aber auch die Serie an sich trotz wohlwollender Betrachtung nicht in einer Liga mit TNG spielen. Dass einige Fans lieber abwarten, bis der Preis sinkt, ist ihnen nicht zu verdenken. Bis 50 Euro wären die Enterprise-Staffelboxen eine uneingeschränkte Kaufempfehlung wert.

Ungeachtet des Preis-Leistungs-Verhältnisses, über das sich streiten lässt, ist es den Machern der Blu-rays aber gelungen, etwas zu schaffen, das bleibenden Wert hat. Alleine die Aufarbeitung der Gründe, warum Enterprise nicht zum Erfolg wurde, wie die Serie langsam scheiterte und wie die Macher das aus heutiger Sicht beurteilen, ist ein großer Verdienst um die Serie und möglicherweise ein wichtiger Beitrag für die Diskussion, wie es mit Star Trek weitergeht.

Für uns war und ist diese zweite Staffelbox von Enterprise auf Blu-ray ein großes Vergnügen.

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Details

Produktionsjahr:

Bildformat:

2001 (Serie) / 2013 (HD-Fassung)

Full Frame (16 x 9 Anamorphic 1.78-1)

Tonspuren:

Englisch: 5.1 DTS HD – Master Audio, Deutsch, Italienisch: Dolby Digital 5.1 Französisch, Spanisch, Japanisch: Stereo Surround

Untertitel:

Englisch für Hörgeschädigte, Englisch, Deutsch, Dänisch, Französisch, Holländisch, Italienisch, Norwegisch, Schwedisch, Finnisch, Spanisch, Japanisch

Laufzeit:
Rund 1150 Minuten
Altersfreigabe (FSK):
Ab 12 Jahre

Inhalte:

 

DISC 1:  • Die Schockwelle, Teil 2 • Carbon Creek • Das Minenfeld • Todesstation • Episoden Promotion • Audiokommentar mit Chris Black und Mike & Denise Okuda zu „Carbon Creek“ • Audiokommentar mit Michael Sussman und Phyllis Strong zu „Todesstation“ • Im Gespräch: Die erste Crew (HD) • Aus dem Logbuch-Archiv: Enterprise Momente: Season 2 • Aus dem Logbuch-Archiv: Enterprise Profil: Jolene Blalock

DISC 2: • Eine Nacht Krankenstation • Marodeure • Der Siebente • Der Kommunikator • Eigenarten • Episoden Promotion • Entfernte Szenen von „Eine Nacht Krankenstation“ • Aus dem Logbuch-Archiv: Einblick in „Eine Nacht Krankenstation“

DISC 3:  • Vermisst • Kostbare Frucht • Der Laufsteg • Morgengrauen • Stigma • Episoden Promotion • Entfernte Szenen von „Morgengrauen“ und „Stigma“ • Text-Kommentar mit Mike & Denise Okuda zu „Stigma“ • Interviews aus dem Archiv zu „Stigma“

DISC 4: • Waffenstillstand • Die Zukunft • Canamar • Übergang • Das Urteil • Episoden Promotion • Entfernte Szene von „Waffenstillstand“ • Aus dem Logbuch-Archiv: Drehbericht zu „Die Zukunft“ • Enterprise Geheimnisse

DISC 5: • Horizon • Böses Blut • Cogenitor • Regeneration • Erstflug • Episoden Promotion • Audiokommentar von John Billingsley und Bonita Friedericy zu „Regeneration“ • Audiokommentar mit Michael Sussman und Phyllis Strong zu „Regeneration“ • Audiokommentar mit Chris Black und Mike & Denise Okuda zu „Erstflug“ • Text-Kommentar mit Mike & Denise Okuda zu „Erstflug“ • Aus dem Logbuch-Archiv: LeVar Burton – Star Trek Regisseur Aus dem Logbuch-Archiv: Enterprise Outtakes

DISC 6: • Kopfgeld • Die Ausdehnung • Episoden Promotion • Entfernte Szenen von „Die Ausdehnung“ • Unerforschtes Neuland (HD) • Teil 1: Ziel unbekannt • Teil 2: Die erste Crew • Teil 3: Zielkorrektur Aus dem Logbuch-Archiv: NX-01 Datei 04, NX-01 Datei 05, NX-01 Datei 06

2 Antworten auf „DSi-Rezension: Star Trek Enterprise Staffel 2 auf Blu-ray (HD)“

Danke für das Review, habe die Staffel 2 schon durch und kann die Eindrücke betreffend der besseren Bildqualität bestätigen. Zum Preis gilt zu sagen, dass man sich Staffel 2 auch als Import von amazon.it besorgen kann und dort inklusive dt. Ton nur 43 EUR all in bezahlt.

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