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DSi-Rezension: Star Trek – The Next Generation Season 5 auf Blu-ray (HD)

Die fünfte Staffel von TNG war nicht nur für Lt. Cmdr. Data "elektrisierend". Foto: (c) Paramount Pictures
Die fünfte Staffel von Star Trek: The Next Generation war nicht nur für Lt. Cmdr. Data „elektrisierend“. Foto: (c) Paramount Pictures

 

In der fünften Staffel von Star Trek: The Next Generation wuchs die TNG-Familie und das Star Trek-Universum. Die Serie wurde immer besser. Doch wie ist es knapp 25 Jahre später mit den Blu-rays? Wir haben uns die fünfte Staffelbox angesehen.

Von Malte Kirchner 

Vorwort

Werfen wir einen Blick auf die vier vorhergehenden Rezensionen der TNG-Blu-rays, könnte der Leser den Eindruck gewinnen, es handele sich hierbei um eine einzige Lobeshymne auf die HD-Veröffentlichung von Star Trek: The Next Generation. Manche könnten gar argwöhnen, die Bewertung stehe vorher schon fest.

Highlight der fünften Staffel: Die Folge "The Inner Light" (Das zweite Leben). Foto: (c) Paramount Pictures
Highlight der fünften Staffel: Die Folge „The Inner Light“ (Das zweite Leben). Foto: (c) Paramount Pictures

Weder das eine noch das andere ist der Fall. Tatsächlich waren wir bislang mit jeder neuen Staffelbox einmal mehr fasziniert von der HD-Umsetzung einer mit 25 Jahren schon recht betagten Serie. Da TNG optisch sehr vielschichtig ist, lässt zudem eine gelungene Staffel schwerlich auf die nachfolgenden schließen. Dies bemerken wir besonders, wenn wir die jetzt erschienene fünfte mit der ersten Staffel vergleichen. So wie seinerzeit die Produzenten das Erscheinungsbild der Serie weiterentwickelten, stehen auch die Macher der Blu-rays vor der Herausforderung, die hohe Qualität zu halten oder gar auszubauen.

Die fünfte Staffel haben wir mit besonderer Vorfreude erwartet. Denn Highlights wie die Folgen „Deja vu“, „Das zweite Leben“, „Ich bin Hugh“ oder „Katastrophe auf der Enterprise“ machten schon in normaler Auflösung (Standard Definition, SD) sehr viel Freude. Insofern war es spannend zu sehen, ob und wie die HD-Fassung noch zu weiteren Verbesserungen beitragen kann.

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Die Episoden

In der fünften Staffel von Star Trek: The Next Generation gab es zwei Schwerpunkte. Der eine lag auf der erweiterten TNG-Familie. Neben den Hauptdarstellern gewannen auch die Nebenrollen weiter an Tiefe. Nach Chief Miles O’Brien, der schon in der vergangenen Staffel intensiver eingebunden wurde, lernen wir im fünften Jahr Fähnrich Ro Laren kennen, mit der zugleich die Bajoraner eingeführt werden, die uns in Deep Space Nine noch intensiver beschäftigen sollten.

Fähnrich Ro Laren sorgt für Stimmung an Bord der Enterprise. Foto: (c) Paramount Pictures
Fähnrich Ro Laren sorgt für Stimmung an Bord der Enterprise. Foto: (c) Paramount Pictures

Ein zweites großes Thema dieser Staffel sind die verschiedenen Spezies des Star Trek-Universums, denen nun noch mehr Raum gegeben wird als in früheren Staffeln. Nachdem die Klingonenepisoden auf so viel positive Resonanz gestoßen sind, gibt es ein Wiedersehen mit den Borg und auch das Verhältnis zwischen Romulanern und Vulkaniern wird thematisiert. Diese Entwicklung setzte den Mut voraus, dass die Serie sich zunehmend auf sich selbst bezieht, also von den in sich geschlossenen einzelnen Folgen abrückte. Picards Vorbehalte gegen den jungen Borg Hugh oder das Wiedersehen mit Sela in „Wiedervereinigung“ erschließen sich den Zuschauern erst bei Kenntnis früherer Folgen. Da die Serie immer mehr treue Fans gewann, ging die Rechnung auf.

Und die Autoren wurden in der fünften Staffel immer mutiger, auch mal aus linearen Erzählstrukturen auszubrechen. Aus heutiger Sicht ist es geradezu grotesk, dass es nach der Ausstrahlung der Folge „Deja Vu“ seinerzeit verwunderte Anrufer gab, die monierten, dass sich die Folge ständig wiederhole. Mittlerweile sind Zuschauer von TV-Serien sowas gewöhnt. Früher leistete TNG in dieser Richtung Pionierarbeit.

Die Aufzählung der Schwerpunkte zeigt bereits auf, dass diese fünfte Staffel von TNG den Zuschauern wieder viel zu bieten hatte. Große Highlights wie „Ich bin Hugh“ oder „Katastrophe auf der Enterprise“ wurden im fünften Jahr der Serie gedreht. Beim Blick auf die Episodenliste sind nur schwer Folgen auszumachen, die nicht gefielen. Und es gab allerhand Doppelfolgen: Das fünfte Jahr startete bereits mit Teil 2 der Klingonenfolge „Der Kampf um das Klingonische Reich“. Zwischendurch ging es um die „Wiedervereinigung“ von Vulkaniern und Romulanern. Und am Ende dieser Staffel gab es noch die „Gefahr aus dem 19. Jahrhundert“, die uns etwas mehr über Guinans Geschichte verriet (und zugleich viele neue Fragen aufwarf).

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Die Blu-ray-Fassung

Was, wenn nicht hohe Bildqualität sollte den Ausschlag geben, sich TNG auf Blu-ray zu kaufen. Waren die ersten Staffeln der Serie farblich im Original eher zu schrill und zu hell, was in der HD-Umsetzung grandios verbessert wurde, stellt sich die Herausforderung im fünften Jahr mittlerweile ganz anders dar. Schon zu Zeiten der Standard Definition-Fassung sah das TNG der 5. ganz anders als das der 1. Staffel aus. Deutlich wird das unter anderem an der Beleuchtung des Sets, die nun dunkler und stimmungsvoller ist. Es gab aber auch allerhand Szenen, die draußen spielten, ebenso wie Einstellungen in relativer Dunkelheit. Man kann also schwerlich sagen, dass es ein Selbstläufer ist, die späteren Jahre der Serie ins HD-Zeitalter zu übertragen. Die Experten bei CBS mussten in dem Digitalisierungsprozess immer wieder an neuen Einstellungen tüfteln. Mit dieser Staffelbox zeigen sie einmal mehr, dass sie davon etwas verstehen.

Tolle Effekte: Die fünfte Staffel war ein buntes Spektakel. Foto: (c) Paramount Pictures
Tolle Effekte: Die fünfte Staffel war ein buntes Spektakel. Foto: (c) Paramount Pictures

Um die Bewertung vorweg zu nehmen: Die HD-Umsetzung ist grandios gelungen. Wo früher in dunklen Szenen das Bild manchmal verwischt und unscharf wirkte, ist die Schärfe in der Neubearbeitung so, als wäre die Serie gerade erst mit neuem Equipment gedreht worden. Die stimmungsvolle Beleuchtung, Tageslichtszenen – dies alles profitiert deutlich von der Umsetzung.

Einmal mehr ist dies Ergebnis einer Fleißarbeit, die daraus bestand, alte Filmrollen „auszugraben“, digital einzuscannen und originalgetreu zusammenzusetzen. Damit nicht genug, mussten auch alle Effekte, Bildschirmeinblendungen und vieles mehr neu montiert werden. Positiver Nebeneffekt ist, dass bei dieser Gelegenheit auch gleich einige Fehler beseitigt wurden, so etwa der fälschlich aus einem Torpedorohr kommende Phaserschuss in der Folge „Darmok“.

Bei insgesamt 2:20 Minuten wurde das Originalfilmmaterial indes nicht wiedergefunden, so dass diese Szenen von der Standardauflösung hochskaliert wurden. Dies ist von allen bislang veröffentlichten Staffelboxen die längste Zeitspanne, was insofern verwundert, da gerade bei den neueren Folgen eine bessere Archivierung zu erwarten gewesen wäre als bei den Anfängen. Den meisten dürfte das allerdings gar nicht auffallen, zumal die Übernahme von SD-Bildmaterial schon bei früheren Staffeln praktiziert wurde.

Verbunden mit dem 7.1-Ton im englischen Original muss einmal mehr von sehr guter Arbeit gesprochen werden. Es ist irgendwie das alte und doch ein ganz neues TNG, das die Macher der Blu-ray da erschaffen haben.

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Die Extras

Wie in den vorherigen Staffelboxen hat CBS neben Bonusmaterialien der DVDs, die in Standardauflösung vorliegen, neue Extras in HD-Qualität produziert.

Schwerpunkt der Staffel: Die TNG-Besatzung setzt sich zunehmend mit den Problemen anderer Spezies auseinander. Foto: (c) Paramount Pictures
Schwerpunkt der Staffel: Die TNG-Besatzung setzt sich zunehmend mit den Problemen anderer Spezies auseinander. Foto: (c) Paramount Pictures

Der Schwerpunkt liegt im fünften Jahr auf Gene Roddenberry, der nach längerer Krankheit während der Dreharbeiten der fünften Staffel starb. In den Interviews mit Autoren, Produzenten und Schauspielern wird deutlich, dass Roddenberry sich schon in den vorherigen beiden Staffeln nach und nach zurückgezogen hatte. Trotzdem traf die traurige Nachricht die TNG-Darsteller mit voller Wucht und sorgte dafür, dass trotz der engen Zeitpläne sogar die Dreharbeiten für einen Tag ausgesetzt wurden. Besonders Marina Sirtis nahm Roddenberrys Tod sehr mit, da sie – wie sie erzählt – ein geradezu familiäres Verhältnis zur Familie unterhielt.

Einmal mehr erfreuen Robert Meyer Burnett und Roger Lay Jr., die für die Extras verantwortlich sind, aber mit ihrer durchaus auch kritischen Herangehensweise. Im ersten Extra „The Needs of the Many“ deutet Autor Ronald D. Moore an, dass Gene Roddenberrys Vision die Arbeit der Autoren auch manches Mal eingeschränkt hat. Der Verdienst von Autoren wie Moore, Braga und Produzent Rick Berman war es, die Serie dahingehend zu verändern, wie wir sie heute kennen. Insofern war es sinnvoll, den Nachruf auf Roddenberry im zweiten Extra zu platzieren, weil es dort dann mehr um die Person geht und nicht um Roddenberrys Star Trek, das Thema des ersten Extras ist.

Etwas wild vermischt mutet es leider an, dass im zweiten Extra auch noch ein paar Themen der fünften Staffel eingemengt werden. So spricht Gates McFadden (TNG: Dr. Crusher) über den Weggang von Wil Wheaton (TNG: Wesley Crusher), was von uns in der vierten Staffel vermisst wurde. Schade ist auch, dass die Gastdarsteller Michelle Forbes (TNG: Ro Laren) und Colm Meaney (TNG: Chief O’Brien) nicht zu Wort kommen, wo sie doch in der fünften Staffel beide eine bedeutende Rolle spielten.

Großes Lob gebührt CBS einmal mehr für die Idee, verschiedene Teilaspekte der Serie in Gesprächsrunden zu thematisieren. Dieses Mal wurden die Star Trek-Komponisten Dennis McCarthy, Ron Jones und Jay Chattaway zum Gespräch eingeladen. Gemessen daran, wie bedeutsam die Musik für eine Serie ist, und wie sie gerade Star Trek in besonderem Maße charakterisierte (und polarisierte), verwundert es, dass das Augenmerk erst so spät auf die Komponisten gerichtet wurde. Denn wohl kaum jemand in der Produktion musste für seine Arbeit so ganzheitlich auf das Produkt blicken, um es entsprechend zu untermalen. Mit der Länge von über einer Stunde nimmt sich der Betrachter eine Menge vor mit der Gesprächsrunde – aber es lohnt sich.

Schön ist einmal mehr auch das Gag Reel mit geschnittenen Szenen. Die Schnipsel gewähren einen Einblick in den Produktionsalltag und die oftmals als familiär beschriebene Stimmung am Set. Mit Blick auf das näher rückende Ende der Serie wäre es noch eine Überlegung, ob nicht irgendeine Art von Kommentierung Sinn macht.

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Fotogalerie (Anklicken zum Vergrößern)

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Fazit

Grandiose Extras, eine super Bildqualität, sehr guter Ton – diesen Dreierpack erhalten Käufer der Blu-rays von Star Trek: The Next Generation auch bei der fünften Staffel der Serie. Wer dachte, dass den Machern nach vier Boxen allmählich die Luft ausgeht, sieht sich (positiv) getäuscht.

Ins Schwarze getroffen: TNG macht in HD-Qualität noch viel mehr Spaß. Foto: (c) Paramount Pictures
Ins Schwarze getroffen: TNG macht in HD-Qualität noch viel mehr Spaß. Foto: (c) Paramount Pictures

Und auch bei der Bildqualität lässt sich sagen: Es geht nicht nur gut – es geht auch besser. Natürlich sieht man als langjähriger Freund der Serie jene Staffeln, die einen besonders begeisterten, mit noch mehr Begeisterung, wenn sie sich in noch besserer Licht- und Farbqualität präsentieren.

Einmal mehr nehmen wir auch in Kauf, dass die erste Disc als Werbeträger für andere Blu-ray-Veröffentlichungen genutzt wird – wer die TNG-Blu-rays schon länger kauft, wird sich vor allem darüber ärgern, dass es immer mehr Wiederholungen sind. Der ursprüngliche Gedanke, einen Trailer für die darauffolgende Staffelbox zu zeigen, wurde offenbar leider verworfen. Wer so viel für die Blu-rays zahlt, erwartet zurecht, dass er die Folgen auch schnell (und werbefrei) betrachten kann.

Unter dem Strich steht – einmal mehr – ein positives Gesamturteil. CBS hat gut daran getan, die Archive aufzuschließen und TNG in nie dagewesener Qualität zu präsentieren. Die Macher haben sich auch um die Erinnerung an diese Serie verdient gemacht, da sie Verantwortliche, Darsteller und Beteiligte noch einmal mit gebührendem Abstand vor die Kamera geholt haben.

Staffeln wie diese waren es, die einen an Star Trek fesselten. Umso schöner ist es nun, sich dank dieser tollen Bildqualität noch einmal neu in die Serie verlieben zu können.

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Details

Produktionsjahr:

Bildformat:

1991/92 (Serie) / 2013 (HD-Fassung)

4:3 Full Frame (1080p)

Tonspuren:

Englisch: 7.1 DTS-HD Master Audio
Englisch 2: Stereo Surround
Deutsch, Italienisch, Französisch, Spanisch, Japanisch:  Mono.

Untertitel:

Dänisch, Deutsch, Englisch für Hörgeschädigte, Finnisch,
Französisch, Holländisch, Italienisch, Japanisch,
Norwegisch, Schwedisch, Spanisch

Laufzeit:
Rund 1183 Minuten
Altersfreigabe (FSK):
Ab 12 Jahre

Extras:

 

Episoden Promotion
Audiokommentare
Logbuch-Archiv
Gag Reel
Entfernte Szenen
Im Gespräch: Die Musik von Star Trek: The Next Generation
Requiem: Erinnerungen zu Star Trek: The Next Generation

Weitere Informationen im Netz unter:

 

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Trekcast

#017 – Star Trek Into Darkness

Star Trek Into Darkness: Top oder Flop? Yann, Thorsten und Malte haben sich den neuen Streifen auf der Feder von Regisseur J. J. Abrams im Kino angesehen und sind unterschiedlicher Meinung.

In diesem Trekcast zerlegen wir den Film in die Punkte Handlung, Effekte/Optik sowie Charaktere. Kann die neue Classic-Besatzung überzeugen? Ist der Filmbösewicht plausibel? Gibt es zu viel Gewalt und Action? Und wie gefällt die Neuerfindung des Beamens und anderer Star Trek-typischer Effekte? Nicht zu vergessen: Kann die Handlung überzeugen?

Außerdem sprechen wir wie gewohnt über die zahlreichen Zuschriften, die uns von unseren Hörern erreicht haben, sowie über einige Neuigkeiten aus der Star Trek-Welt.

Links zur Sendung

DSi News: Blu-ray-Veröffenlichung der TNG-Doppelfolge The Best of Both Worlds
DSi News: DS9 hat gute Chancen auf Blu-ray-Veröffentlichung
Reliveradio (jetzt mit Trekcast)
Star Trek Into Darkness – Die offizielle Website
Maltes Rezension von Star Trek Into Darkness
Neue Webserie: Star Trek: Continues
TNG-Buch: Sektion 31 – Die Verschwörung

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DSi News

Filmkritik zu Star Trek Into Darkness: Abrams hat uns nichts zu sagen

Verhilft J. J. Abrams Star Trek mit Popcorn-Kino zu neuem Glanze? Nein, sagt Malte Kirchner. Ein Diskussionsbeitrag darüber, was Star Trek ausmacht. Und wie Into Darkness die Fans mit billigen Tricks davon überzeugen soll, dass dies eine würdige Fortsetzung ist.

 

Achtung: Der nachfolgende Text könnte Andeutungen enthalten, die auf den Inhalt des Films schließen lassen. Wir empfehlen, den Text erst zu lesen, wenn Ihr den Film gesehen habt!

Star Trek Into Darkness. Für Star Trek geht es den Bach runter.. Foto: (c) Paramount Pictures
Star Trek Into Darkness. Für Star Trek geht es den Bach runter.  Foto: (c) Paramount Pictures

Star Trek. Das war mal eine Utopie von einer besseren Welt. Eine Zukunftsvision, die in Zeiten des Kalten Krieges davon erzählte, dass Amerikaner und Russen vielleicht in ferner Zukunft einmal Hand in Hand arbeiten. Eine Geschichte davon, dass Hautfarbe und Herkunft unbedeutend sind. Und dass die Technik den Menschen und all den anderen Lebensformen im All dient, ihnen ein angenehmes Leben ermöglicht, weitgehend ohne Stress, ihren Talenten und Leidenschaften folgend. Was in Classic schon in Grundzügen zu erkennen war, nahm in der Next Generation formvollendet Gestalt an.

Im Universum, das Regisseur J. J. Abrams geschaffen hat, zählt all das nicht mehr. Der neueste Schinken, Star Trek Into Darkness, ist mit Abstand das Schlimmste, was Star Trek in seiner jahrzehntelangen Geschichte erleben musste. Und während der Zuschauer dieses Effektspektakel, diese ewig gleiche Bildkomposition aus detailüberfrachteten Totalen und extremen Nahaufnahmen, diese rohe Gewalt, die sich immer wieder neu erfindet und steigert, über sich ergehen lässt, stellt er sich eine Frage: Was würde Gene Roddenberry dazu sagen?

Zugegeben, Star Trek hat sich schon zu Serienzeiten immer gewalttätiger entwickelt. Der große Dominionkrieg in Deep Space Nine, die infernalischen Schlachten der Voyager gegen die Borg – die digitale Trickkiste hat all dies möglich gemacht, was zu TNG- und gar Classic-Zeiten mit Modellen nur schwer oder gar nicht möglich war.

Doch in Into Darkness wünscht man sich, dass die Effektdose vielleicht doch häufiger mal geschlossen werden würde. Immer dann, wenn Abrams’ Erzählung die Puste ausgeht, explodiert nämlich etwas, wird wild drauf losgeschossen und gemordet. Erst wenn der Zuschauer so richtig durchgerüttelt ist, geht es zurück zum Handlungsfaden von Khan, jenem Bösewicht aus dem zweiten Star Trek-Film von 1982, der – ein wenig modernisiert und durchs Paralleluniversum auf den Kopf gestellt – in diesem zweiten Abrams-Film mit gutem Willen noch das Beste ist, was dem Streifen abzugewinnen ist.

Doch da hört es auch schon auf: Star Trek-Offiziere mit Militärmützen aus Weltkriegsfilmen, Klingonen, die eher wie Zombies aussehen, und das Beamen, das wie ein Hula-Hoop-Reifen-Kontest aussieht, müssen wir nicht sehen. Die Optik der Raumschiffe und Planeten ist in punkto Helligkeit, Glanz, Reflektionen und Detailreichtum bestechend, klar, doch das technische Unvermögen früherer Filmeschaffender, all das darzustellen, versetzte den Zuschauer oft in die angenehme Situation, dass er sich vieles in der Zukunft selbst ausmalen konnte. Jetzt ist alles vorgegeben, Abrams steckt uns in seinen Vorstellungskerker.

Nehmen wir mal die Städte: Abrams’ Vision nimmt die Menschen der Gegenwart und versetzt sie in eine Zukunft voller irrsinniger Hochhäuser – der Gedanke, dort wohnen zu wollen, kommt an keiner Stelle auf. Da sind wir am Ende doch ganz froh, wenn der Projektor abgeschaltet wird, und wir in das harmonische Jetzt entlassen werden.

Es ist der Charme der Star Trek-eigenen Utopie, der im Abrams-Universum vollkommen abhanden gekommen ist. Schon in der Serie “Fringe” zeigte Abrams  uns eine sterile Welt, die kaum wohnlich ist. In Star Trek hat er dies – wohl auch dank des höheren Budgets – perfektioniert. Von Forscherdrang ist trotz aller Lippenbekenntnisse nichts mehr zu spüren. Es ist ein reiner Militärfilm.

Es stimmt einen sehr nachdenklich, dass dieser Film nicht nur gute Rezensionen bekommen hat, sondern auch von vielen erklärten Star Trek-Fans gut geheißen wird.

Natürlich gibt es jetzt all jene, die widersprechen: Fans, die die vielen Bezüge, etwa zu Sektion 31, ins Feld führen. Doch können diese gestelzten Bezüge darüber hinweg täuschen, dass uns Abrams nichts Neues anzubieten hat? Star Trek Into Darkness ist ein reines Remake. Abrams nahm den Film von 1982 und will uns in besserwisserischer Manier zeigen, wie man ihn hätte besser machen können. Dieses Besser besteht allerdings hauptsächlich aus viel Wumms und Effekten. Hier und da nochmal ein Witzchen: Haha, selten so gelacht. Und am Ende gibt’s die obligatorische Fanfare und “to boldly go where no man has gone before”.

Es stimmt einen sehr nachdenklich, dass dieser Film nicht nur gute Rezensionen bekommen hat, sondern auch von vielen erklärten Star Trek-Fans gut geheißen wird. Lechzen sie tatsächlich nach einer düsteren Zukunft, in der Gewalt eine so große Rolle spielt? Die totale Abkehr von The Next Generation, wo Diplomatie und Geschick die Schlüssel zum Erfolg waren und Gewalt die letzte, ja wirklich die letzte Option war? Oder wollen einige nur an dem Titel klammern, getreu dem Motto: Ja, es geht weiter. Wir müssen doch zu Star Trek halten, wir müssen das gut finden, weil es doch weiter geht. Vielleicht kommt ja irgendwann noch was Besseres.

Dass es besser werden könnte, das haben nach dem ersten Film viele gedacht: Einige Befürworter der neuen Abrams-Ära, vor allem aber die Kritiker. Im ersten Film wurde mühsam ein Paralleluniversum erschaffen, um sich der Fesseln der Vorgaben früherer Star Trek-Filme und Serien zu entledigen. Im zweiten Film sehen wir nun, wo die Reise hingeht. Abrams hat nichts daraus gemacht.

Für mich ist hier ein Schlusspunkt erreicht. Lieber lege ich eine schöne TNG-Blu-ray ein und trauere alten Zeiten hinterher, als mir weiterhin anzusehen, wie das Bestreben Paramounts nach grenzenlosem kommerziellen Erfolg alles auf den Opferaltar wirft, was Star Trek wohltuend vom Mainstream in TV und Kino abgehoben hat.

J. J. Abrams hat uns nichts zu sagen.

Programmhinweis: Ende Mai sprechen wir über Star Trek Into Darkness in einem Trekcast. Es wird zweifelsohne eine kontroverse Sendung werden, denn wir haben sowohl Befürworter als auch Kritiker in der Sendung. Wir freuen uns auch über Eure Meinungen zum Film!

 

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DSi News

Erste Rezension zur zweiten TNG-Staffel auf Blu-ray

Trekcore.com hat die erste Rezension zur zweiten TNG-Staffel auf Blu-ray veröffentlicht. Die Seite hat außerdem neue Screenshots bereitgestellt. (c) Paramount Pictures

Der Preis für die schnellste Rezension zur zweiten Staffel von Star Trek: The Next Generation auf Blu-ray geht erwartungsgemäß an Trekcore.com. Das Fazit von Adam Walker fällt überaus positiv aus. Er vergibt vier von fünf Sternen:

Alles in allem ist die zweite Staffel von TNG auf Blu-ray für alle Fans ein Must-Have. Während die Probleme mit den Spezialeffekten dem Endprodukt teilweise das Tüpfelchen auf dem i nehmen, sieht der Löwenanteil der Neufassung  in HD einfach herrlich aus und  die Bonus-Features sprechen für sich.

Ferner gibt es auf der Seite zahlreiche Bildschirmfotos, die weiter Einblicke in die verbesserte Qualität gewähren. Hierzulande erscheint die Standard Edition am 6. Dezember.

Link zur Rezension: http://tng.trekcore.com/bluray/26110212_s2review.html